Im Mai erwacht die Natur nun vollends aus ihrem Winterschlaf und zeigt sich in voller Pracht. Die Blumen blühen, Bäume schlagen aus und auch Heilkräuter sprießen uns förmlich entgegen. Wer auf natürliche Heilmethoden setzt, kann diesen Monat dafür nutzen, um in die Welt der Heilkräuter einzutauchen und ihre wohltuende Wirkung für Körper und Geist zu nutzen.

Viele dieser Pflanzen haben eine lange Tradition in der Volksheilkunde und werden bis heute erfolgreich eingesetzt.   Ein kurzer Spaziergang an einem sonnigen Frühlingstag offenbart wahre Schätze der Natur. Jedoch geht es dabei längst nicht nur um die Ästhetik der blühenden Pflanzen, sondern auch um ihre heilenden Eigenschaften. Unwissend jäten wir das “Unkraut”, welches wir als gesunde Bestandteile in unsere Ernährung einbauen oder sogar als Heilpflanzen einsetzen könnten. Aus diesem Grund möchten wir dich in das Reich der Heilkräuter einführen und vier unterschätzte Wildpflanzen vorstellen, die dir bestimmt schon einmal ins Auge gestochen sind.

Der grüne Wundermonat: Heilkräuter im Mai entdecken und nutzen

Auf der Piersch nach Giersch

Der gewöhnliche Giersch oder auch “Wiesenholler” gilt vielerorts als lästiges und schwer bekämpfbares Unkraut und ist üblicherweise Bestandteil von selbstgepflückten Wildblumen-Sträußen.

Doch seine Bedeutung reicht über bloße Dekoration hinaus: Das Wildgemüse hat unter anderem entzündungshemmende, wundheilende, stoffwechselanregende und verdauungsfördernde Eigenschaften.  Er ist also ein nicht wegzudenkendes Element in der Naturheilkunde und kann auch bei Beschwerden wie Gicht, rheumatischen Erkrankungen, Nieren- und Blasenerkrankungen sowie Darmbeschwerden Linderung schaffen. Diese Wirkung hat der Giersch einer Vielzahl von wertvollen Bestandteilen wie Bitterstoffen, Eiweiß, ätherischem Öl, Harz und Flavonoiden zu verdanken. Solche Inhaltsstoffe sind essentiell für einen optimalen Zellstoffwechsel und ein intaktes Immunsystem. Die Wildpflanze ist nicht nur eine vielseitige Heilpflanze, sondern auch lecker in Salat- oder Gemüsegerichten. Ob als Spinat, in Kräuter- bzw. Gemüsesuppe, Aufläufen oder Eintöpfen – der Giersch ist vor allem aufgrund seiner Bitterstoffe eine wohlschmeckende Bereicherung für jeden Speiseplan und wird von unseren Wiesen kostenlos zur Verfügung gestellt.  

Tipp: Die noch jungen und zarten Blätter des Giersch eignen sich besonders gut für Salat-Rezepte oder aber auch für einen Tee bei rheumatischen Beschwerden und Gicht.

Die jungen neon-grünen Triebe der Fichte werden nicht grundlos “Maiwipferl” genannt. Denn der Mai ist der Erntemonat für die antiseptische Heilpflanze, welche uns im Herbst und Winter im Kampf gegen Erkältungen unterstützen kann. Erzeugnisse aus den Fichtenwipfeln – wie beispielsweise Sirup oder Saft – helfen dabei, Schleim in den Atemwegen zu lösen.  Außerdem wirken sie desinfizierend, durchblutungsfördernd, hustenstillend und schmerzlindernd. Die ätherischen Öle können uns daher wortwörtlich dabei helfen, durchzuatmen und zu entspannen.

Tipp: Aus frischen Fichtenwipferl lässt sich ganz einfach ein Hustensirup herstellen. Wir haben für euch hier ein Rezept zum Downloaden. Getrocknet und mit Salz vermischt eignen sie sich auch perfekt für ein Fußbad bei Erkältungen, oder (bei einem Verlauf ohne Fieber) auch für ein entspannendes Vollbad!

Achtung: Bei Asthma oder Keuchhusten ist Vorsicht geboten, denn Fichtenwipfel können Hustenkrämpfe verstärken!

So manch ein Holler-Fan fiebert bereits im Winter dem Monat Mai entgegen, in welchem erste Holunderblüten die grüne Landschaft verzieren. Ob als Blüten oder Beeren, in der österreichischen Küche ist der Holunder eigentlich kaum noch wegzudenken.

Doch er kann noch viel mehr als fruchtig-süß schmecken: Extrakte aus den Holunderblüten werden in der traditionellen Naturheilkunde als fiebersenkendes, schweißförderndes, schleimlösendes und entzündungshemmendes Mittel eingesetzt. Holunderbeeren hingegen sind erst im August oder September erntereif. Sie wirken antiviral und sind reich an Vitamin C – ein wahrer Immun-Booster!

Tipp: Holunderblüten lassen sich beispielsweise zu Sirup, Essig, Marmelade verarbeiten oder können sogar im Teigmantel herausgebacken werden. Als Heilkraut werden die Blüten als Tee für den Winter getrocknet oder in Alkohol als Tinktur angesetzt. Aus den Beeren – die nur erhitzt genossen werden sollen – kann man selbst immunstärkenden Sirup, Holunderbeerenlikör oder Hustenbonbons herstellen.

Thymian stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist daher ein Klassiker in mediterranen Gerichten und verleiht Speisen eine bitter-süße Geschmacksnote. Ein besonders warmes Klima ist für ihn aber keine Bedingung, denn er gedeiht auch prächtig auf sonnigen Balkonen, Gärten oder Terrassen.

Bereits in der Antike wurde Thymian als Heilpflanze genutzt. Der griechische Arzt Hippokrates behandelte mit den ätherischen Ölen des Thymians vor allem Erkrankungen der Atemwege. Daher findet man ihn noch heute in sämtlichen Hustenpastillen und -tees. Er gilt aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften zudem als natürliches Antibiotikum, wirkt gegen Viren und bekämpft sogar Karies und bakterielle Zahnfleischerkrankungen.

Tipp: Thymianblätter können ganzjährig geerntet werden, allerdings ist die Wirkung ihrer ätherischen Öle zwischen Juni und Oktober am intensivsten. Thymian lässt sich sehr gut für Tee trocknen, oder auch zu Hustensirup oder Hustensalbe verarbeiten.

Giersch, Holunder, Fichtenwipfel und Thymian sind nur wenige ausgewählte Beispiele für pflanzliche Alternativen zu Arzneimitteln. Natürlich bieten die Wiesen und Wälder darüber hinaus noch weitere Heilkräuter wie etwa Brennnessel, Löwenzahn und Kamille an. Nutze den Monat Mai, um die Wunder der Natur zu entdecken und dich mit den heilenden Kräften der Wildpflanzen vertraut zu machen. Mit diesem Wissen sparst du nicht nur Geld, sondern tust deiner Gesundheit auch etwas Gutes. Wer weiß, vielleicht findest du die nächste natürliche Heilquelle direkt vor deiner Haustür?